Samstag, 5. Dezember 2009

FCR 01 Duisburg zerlegt die Münchener Bayerinnen mit 7:0 Kantersieg

SPORT IN DUISBURG AKTUELL
FRAUENFUSSBALL BUNDESLIGA
05.12.2009, 14h PCC Stadion Duisburg-Homberg
FCR 01 Duisburg - FC Bayern München 7:0 (3:0)

Mit 7:0 (3:0) fertigt der Double Gewinner den deutschen Vizemeister ab und schießt die Bayerinnen endgültig aus dem Meisterschaftsrennen

Kathrin Längert, die Keeperin des FC Bayern München hatte 7 Jahre lang beim FCR 01 Duisburg gespielt und war erst zu Beginn der aktuellen Spielzeit zu den Bayern nach München gewechselt. Heute hatte sie ihren ersten Einsatz mit der ihrer neuen Mannschaft, der des deutschen Vizemeisters der vergangenen Spielzeit, bei ihrem Ex-Verein und bekam von ihren ehemaligen Mannschaftskolleginnen direkt 7 Tore mit auf den Heimweg eingepackt. So hatte sie sich das Wiedersehen sicherlich nicht vorgestellt, war ihr doch während des Warmmachens anzumerken, dass sie besonders motiviert war und sich mit einer guten Leistung präsentieren wollte. Und so lag es auch absolut nicht an ihr, das die Niederlage so extrem hoch ausfiel, denn auch wenn die Tordifferenz so krass war, Kathrin Längert hat ein gutes Spiel gemacht und vielleicht - nein ganz bestimmt - sogar Schlimmeres für ihr neues Team verhindert. Sie war ständig einsatzbereit, versuchte darüber hinaus mit lautstarken Kommandos von hinten zu dirigieren und entschärfte so manche gefährliche Situation des Spiels.

München mit Melanie Behringer und der FCR 01 Duisburg ohne Popp, aber ansonsten in Bestbesetzung

Als die Münchenerinnen so gegen halb eins mittags, anderthalb Stunden vor dem Spielbeginn im PCC Stadion in Duisburg Homberg eintrafen, herrschte bei den Spielerinnen und dem Trainer Günther Wörle noch so etwas wie verhaltener Optimismus, auch wenn von ihnen im Vorfeld die Duisburgerinnen als die großen Favoritinnen bezeichnet worden waren. Beim Warmmachen stand dann auch schon fest: Europameisterin Melanie Behringer, hinter deren Einsatz noch bis kurz vorher ein Fragezeichen gestanden hatte, wird spielen können. Also, alles schien gut. Doch dann konnte man den Duisburger Spielerinnen, die mit Ausnahme der verletzten Alexandra Popp (Muskelfaserriss) in Bestbesetzung antreten konnten, bereits beim Warmspielen ansehen: heute geht da was, heute soll unter anderem eine erneute, wenn auch späte Antwort auf die unnötige 1:2 Heimniederlage, die gleichzeitig die letzte Pflichtspielniederlage für den FCR 01 Duisburg vor 8 Monaten bedeutet hatte und letztlich das`Triple gekostet hatte, gegeben werden. Die Mannschaft von Cheftrainerin Martina Voss-Tecklenburg wirkte hochkonzentriert und genauso hoch motiviert bereits während der Aufwärm - Übungen vor dem Spiel. Hier war für den Beobachter auch schon ein eindeutiger Unterschied auszumachen zu den Spielvorbereitungen von vor 14 Tagen gegen den 1.FC Saarbrücken, die relativ lustlos wirkten. Dann wurde das Spiel angepfiffen.

Duisburg total überlegen

Von Beginn an übten die Duisburger Löwinnen einen enormen Druck auf die Spielerinnen aus der Isarmetropole aus. Die 1053 Zuschauer im PCC Stadion kamen trotz (teilweise strömenden) Dauerregens voll auf ihre Kosten. Bereits in der 15. Spielminute eröffnete Marina Hegering den Torreigen, als sie nach Vorarbeit der erneut stark spielenden Luisa Wensing aus 15 Metern einschoss und Kathrin Längert zu ersten Mal an diesem Nachmittag überwand. In der 16. Minute gelang dann Goalgetterin Inka Grings ihr 17. Treffer in der laufenden Spielzeit. Femke Maes bereitete vor, Grings scheiterte zunächst an Längert, konnte dann aber den abgewehrten Ball per Kopf zum 2:0 verwandeln. Der FCR war von nun an in allen Belangen, spielerisch, kämpferisch, läuferisch und mannschaftlich sehr deutlich überlegen und lies den Münchenerinnen keine Chance auch nur im Ansatz ihr Spiel zu entwickeln zu können. Folgerichtig gelang es dann, der erneut sehr stark aufspielenden Simone Laudehr in der 38. Minute der Partie nach Zuspiel durch Marina Hegering den Ball mit einem sehenswerten Schuss in der linken oberen Ecke des Münchener Gehäuses unterzubringen. Mit 3:0 ging es dann hochverdient in die Pause.

In der 2. Halbzeit wurde seitens der Duisburger Löwinnen erst richtig aufgedreht

In den meisten Fällen wäre es nun üblich gewesen -egal ob im Topfussball der Männer oder der Frauen-, bei einem so großen, überlegenen und beruhigenden Vorsprung, das Spiel zu kontrollieren und mit dem Ergebnis über die Zeit zu bringen. Nicht so aber bei den Spielerinnen des Duisburger Vorzeigevereins. Denn jetzt wurde erst so richtig aufgedreht und über weite Strecken Frauenfussball der Extraklasse präsentiert. In der 54. Spielminute bediente die sehr spielfreudige Marina Hegering die Nummer 6 in ihrem Team Jennifer Oster und diese erzielte den Treffer zum 4:0. Zehn Minuten später in der 64. war es dann erneut Simone Laudehr,die aus etwa 10 Metern Entfernung zum 5:0 erhöhen konnte. Das Tor war schon sehr sehenswert, aber noch viel sehenswerter war die Vorbereitung zu diesem Treffer, einer Kooperations- und Kombinationsleistung von Femke Maes, Linda Bresonik und Inka Grings. Doch der Torhunger der Duisburger Löwinnen war weiterhin ungestillt und so setzten sie ihre Angriffsbemühungen nahezu ununterbrochen fort. Zwar konnte kein weiteres Tor mehr direkt aus dem Spiel heraus erzielt werden, aber auch nur deshalb, weil die inzwischen völlig überforderten Münchenerinnen sich "gezwungen" sahen, die brenzligsten Situationen mit Hilfe von Foulspiels zu entschärfen. Zunächst wurde die eingewechselte Eunice Beckmann, die sich nahtlos in das Spiel der Löwinnen einfügen konnte, im Strafraum von den Beinen geholt und dem fälligen Elfmeterpfiff folgte in der 85. Spielminute Saisontreffer Nummer 18 durch Inka Grings (und das in nur 10 Spielen), die dann nur 3 Minuten später selbst im Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht wurde. Nun war es an der, ebenfalls mit einer weit über dem Durchschnitt auftrumpfenden, Linda Bresonik, den Endstand herzustellen und das gelang ihr durch einen absolut gekonnt und sicher verwandelten Elfmeter in der 88. Minute zum 7:0. Nach dem Abpfiff feierten die Zuschauer ihren FCR, der durch den Kantersieg gegen München im Torverhältnis zum aktuellen Tabellenführer der Frauenfussball Bundesliga, Turbine Potsdam aufholen konnte und zumindest für eine Nacht wieder die Tabellenführung im Oberhaus des deutschen Frauenfussballs übernimmt, auch wenn Potsdam bei einem Sieg gegen den VfL Wolfsburg am morgigen Sonntag wieder bei Punktgleichkeit die Tabellenführung übernehmen und damit den inoffiziellen Titels des "Herbstmeisters" erringen kann.

Martina Voss-Tecklenburg rundum zufrieden mit der Leistung

In der anschließenden Pressekonferenz traf man auf einen völlig konsternierten Bayern-Trainer Günther Wörle, der den Duisburgerinnen zum Sieg gratulierte und ihre Überlegenheit ohne Umschweife einräumte. Das Spiel seiner Mannschaft bezeichnete er als miserabel und sagte, sein Team sei der 3fachen Belastung in Champions League, DFB Pokal und Meisterschaft nicht gewachsen gewesen und jetzt richtig "platt". Nun, die ersten beiden Probleme hat er nach dem Ausscheiden aus beiden Wettbewerben innerhalb von nur vier Tagen ja nun nicht mehr und der Meisterschaftszug dürfte spätestens nach dem heutigen Ergebnis auch endglültig für die Münchenerinnen abgefahren sein. Ganz im Gegenteil bei den Duisburger Löwinnen, die noch in allen drei Wettbewerben mit höchsten Ambitionen vertreten sind. Martina Voss Tecklenburg, Duisburgs Cheftrainerin strahlte bei der Pressekonferenz und zollte ihrer Mannschaft uneingeschränktes Lob (und wer sie kennt, weiß, dies tut die Erfolgstrainerin nur dann, wenn es wirklich verdient ist - und ihre Messlatte liegt da bekanntlich sehr hoch), vor allem weil diese es endlich einmal verstanden hatte, die Forderung der Trainerin endlich einmal komplett in die Tat umzusetzen und ein Spiel von der ersten bis zur letzten Minute voll konzentriert durchzuspielen und die Chancen effektiv zu nutzen. "Wir waren von Anfang an heiß auf den Sieg. Mich freut besonders, dass die Mannschaft auch nach der klaren Führung mit dem Spielen nicht aufgehört hat; wir haben aus dem enttäuschenden Remis gegen Saarbrücken gelernt, sogar noch etwas für unser Torverhältnis getan und können ein positives Fazit nach der Halbserie ziehen.", so Voss-Tecklenburg, die noch zwei schwere Wochen vor sich und dem Team weiß, mit dem Spiel gegen den Hamburger SV in der Bundesliga am kommenden Sonntag 13.12.2009 im PCC Stadion und dem DFB Pokal Viertelfinalspiel am 20.12.2009 beim 1. FC Köln. Danach -und an einem Erfolg in den beiden noch ausstehenden Begegnungen zweifelt niemand- können alle erst mal in Ruhe Weihnachten feiern und den längst überfälligen Erholungsurlaub über die Feiertage nehmen. Doch so weit ist es - wie gesagt - lange noch nicht.

Glückwunsch an die Duisburger Löwinnen und natürlich folgt noch ein Bilderbogen zu diesem klasse Sieg!

Martina Voss-Tecklenburg war absolut zufrieden - und das ist selten
Simone Laudehr ist in bestechender Form
Inka Grings nun schon 18 Treffer bei ihren 10 Einsätzen in der aktuellen Saison !
Annemieke Kiesel, Marina Hegering, Marith Priessen, Luisa Wensing, Turid Knaak und Linda Bresonik freuen sich über den Sieg und danken den Fans
Bayern München Trainer Günther Wörle war sichtlich mitgenommen nach dem 7:0 beim FCR 01 Duisburg
Bayern Keeperin Kathrin Längert machte trotz der 7 Gegentreffer ein gutes Spiel bei ihrem Ex-Verein FCR 01 Duisburg